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Madness



Es sieht zunächst wie eine ganz normale Party aus, die am Abend des 30. Juni 1977 im Norden Londons stattfindet. Ein paar Jungs unter 20 laden gleichaltrige Freunde ein und drei davon bringen halt ihre Instrumente mit. Mike Barson (keys), Chris Foreman (g) und Lee Thompson (sax) nennen sich The North London Invaders und spielen eine schräge Ska-/Punk-Mischung, die noch ziemlich auf Anfängerniveau dümpelt. Lustig scheints trotzdem gewesen zu sein, finden zumindest die Partygäste Graham "Suggs" McPherson (voc) und Carl Smythe (voc, trumpet), die kurz darauf in die Band einsteigen. Nach mehreren Umbesetzungen rekrutiert man schließlich Ende 1978 Mark Bedford (b) und Drummer Dan Woodgate, der von der Heavy Metal-Band Steel Erection (!) abgeworben wird.



Zwischenzeitlich als Morris And The Minors unterwegs, benennt man sich bald nach einer Hitsingle der jamaikanischen Ska-Legende Prince Buster in Madness um. Nebenbei weist der neue Name auch diskret auf den partytauglichen Verrücktheitsgrad der Sieben hin. Ende '78 haben sie erste eigene Songs beisammen und geben energiegeladene Auftritte, bei denen Smyth alias Chas Smash ausnahmslos als Ansager ("One Step Beyond") und Tänzer fungiert. Zusammen mit den bereits angesagten Specials treten Madness in England eine Ska-Euphorie los, die das Independent-Label 2-Tone noch verstärkt. Dort erscheint Ende 1979 auch die Debutsingle "The Prince", die wiederum Prince Buster gewidmet ist.
Nach einer umjubelten 2-Tone-Tour mit den Specials entscheidet man sich allerdings sehr zum Unmut der vom Indie-Gedanken gefesselten Ska-Anhänger für das Major-Label Stiff Records. Mit 2-Tone hatte die Band jedoch ohnehin nur einen Single-Deal vereinbart. Das Prince Buster-Cover "One Step Beyond" sowie das gleichnamige Album katapultieren die selbsternannten Nutty Boys europaweit an die Spitze der Charts. Bis dahin ziehen sie insbesondere ein junges Publikum an, nicht zuletzt dank ihrer schillernden Videos, in denen sie schon mal als Safari-Jäger durch die Wüste ziehen ("Night Boat To Cairo") oder eine Schule unsicher machen ("Baggy Trousers").

Mit den Alben "Absolutely" (1980) und "7" (1981) schlagen sie erstmals auch melancholische Töne ("Embarrassment", "Grey Day") an und etablieren sich als ernstzunehmende Songwriter. Obwohl meistens Mike Barson für die Hitsingles zuständig ist, liefern bei Madness alle Mitglieder Texte und Musik ab. Bis zur Trennung im Jahre 1986 avanciert die Band mit nahezu 20 Hits zu einer der erfolgreichsten englischen Bands und wird in einem Atemzug mit den Kinks als nationales musikalisches Erbe anerkannt.

Der Smash-Hit "Our House" knackt 1982 erstmals die Top 10 der US-Charts und zeigt die Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. In den Texten des dazugehörigen Albums "The Rise & Fall" verarbeitet die Band Kindheitserinnerungen und begeistert erneut mit detailreichen Beobachtungen des Londoner Alltagslebens. Mit "House Of Fun" erklimmt 1983 zum letzten Mal eine Madness-Single den ersten Platz der UK Charts und die Band geht auf große Tour, die sie auch nach Amerika führt.

Ende des Jahres verlässt Hauptsongwriter Mike Barson die Band, arbeitet aber noch eine Zeitlang am sechsten Studioalbum "Keep Moving" mit. Das Ergebnis, dem die Hitsingles "The Sun & The Rain" und "Wings Of A Dove" vorausgehen, klingt ruhiger als alle bisherigen Alben und ist die letzte Veröffentlichung auf Stiff. Anschließend gründet die Band ihr eigenes Label Zarjazz, das sich im Nachhinein als finanzielles Fiasko herausstellt. "Mad Not Mad" heißt 1985 das letzte Madness-Album, auf dem sich die Band hörbar an den Produktionsmethoden der 80er Jahre berauscht. Programmierte Drums, klinische Sounds und ein seltsam ermüdendes Songwriting künden bereits vom folgenden Bandsplit.

1988 erscheint unter dem Namen The Madness ein Album der Herren McPherson, Foreman, Thompson und Smash, dem ein kommerzieller Erfolg versagt bleibt. Smash findet Arbeit als A&R bei Go!Discs, Suggs produziert das Debutalbum von The Farm und moderiert einige TV-Shows. 1990 gründen Thompson und Foreman die Nutty Boys, veröffentlichen das Album "Crunch" und touren durch englische Clubs. Einige ihrer Songs erinnern tatsächlich an die lange vermissten Madness-Hooklines der Frühachtziger. 1992 steigt mit dem "Madstock"-Festival im Londoner Finsbury Park erstmals nach acht Jahren wieder ein Madness-Konzert in der Originalbesetzung. Mit dabei sind im Vorprogramm die guten Freunde Morrissey und Ian Dury & His Blockheads. Die Tickets gehen so schnell weg, dass ein zweiter Tag angehängt werden muss. Insgesamt feiern 70.000 Zuschauer den "Return der Magnificent 7".

Vom Event erscheint ein Video und ein Live-Album, das bis auf Platz 22 der UK Charts klettert. Die ausgekoppelte Single "The Harder They Come" (Jimmy Cliff-Cover) beschert den Jungs die Rückkehr in die TV-Show Top Of The Pops. Im Dezember gehen Madness auf UK-Christmas-Tour. 1993 erscheint mit "The Business" eine 3CD-Sammlung mit allen Singles der Band samt B-Seiten und einiger Raritäten. 1994, 1996 und 1998 wiederholen sich die Madstock-Festivals mit ähnlich großem Erfolg. Das '98er Event bietet mit Desmond Dekker und Toots & The Maytals sogar ein cooles Ska-Line-Up auf.

1995 veröffentlicht Sänger Suggs sein erstes Soloalbum "The Lone Ranger", das sehr reggaelastig ausfällt und die Hit-Singles "Camden Town", "Cecilia" (Simon & Garfunkel) und "I'm Only Sleeping" (Beatles) featuret. In Deutschland erregt das Album wenig Aufsehen. Unter dem Projektnamen Three Pyramids Club bringt Suggs 1998 sein zweites Werk auf den Markt, das auch in England floppt.

Dafür schlägt ein Jahr später das Madness-Comeback-Album "Wonderful" mit der Single "Lovestruck" wieder mächtig ein und die Band geht erneut auf Hallentournee, jedoch wieder nur in ihrer Heimat. Im Juni 2000 stirbt der langjährige Freund und Musikerkollege Ian Dury an Krebs. Madness treten mit weiteren Stars in der Brixton Academy bei einer Wohltätigkeitsshow für die Krebshilfe auf. Ende 2001 laden die bekennenden Madness-Fans No Doubt Mike Barson ein, Keyboards auf dem Song "Everything In Time" zu spielen. Ein Jahr später spielen The Prodigy eine Coverversion von "Night Boat To Cairo" auf dem Reading Festival, von dem ein anwesendes Madness-Mitglied wenig begeistert gewesen sein soll.

Im Oktober startet am Londoner Cambridge Theatre das Madness-Musical "Our House", das die Erfolgsgeschichte der Band nachzeichnet. Der gleichnamige Soundtrack beinhaltet zwei neue Tracks. Und im Dezember 2002 heißt es für die alten Nutty Boys mal wieder: Taschengeld aufbessern mit einer Weihnachts-Tour. Der Kult um Madness scheint nicht abzureißen, Jahr für Jahr erschließen die legendären Songs der Truppe neue Fangenerationen. Bleibt eigentlich nur die Hoffnung, dass sie mal wieder hierzulande auftreten.
 

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wahnsinns band wie ich finde
des lied des wohl die meissten von denen kennen is "our house" (...in the middle of the street)
bin durch zufall auf die gestoßen als ich mir in london aus versehen ein t-shirt von denen gekauft hab...