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Quelle Bild: http://rhein-zeitung.de/
Moskau (Reuters) - Der frühere russische Präsident Boris Jelzin, der die Auflösung der Sowjetunion mit friedlichen Mitteln maßgeblich vorantrieb, ist tot.
Jelzin starb im Alter von 76 Jahren, wie das Präsidialamt in Moskau am Montag mitteilte. Angaben zur Todesursache wurden von offizieller Seite zunächst nicht gemacht. In Mediziner-Kreisen hieß es, Jelzin sei an Herzversagen gestorben. Er litt schon seit längerem an Herzproblemen.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wurde Jelzin zum Nachfolger von Michail Gorbatschow und ersten demokratisch gewählten Präsidenten Russlands. Die Auflösung der früheren Weltmacht gestaltete er weitgehend ohne Blutvergießen. Nach seiner Wiederwahl 1996 beendete Jelzin seine zweite Amtszeit am 31. Dezember 1999. Bei der Präsentation seines Wunschnachfolgers Wladimir Putin entschuldigte er sich zugleich öffentlich für die von ihm im Amt begangenen Fehler.
In Jelzins Amtszeit fiel der erste Tschetschenien-Krieg von 1994 bis 1996. Dem Krieg fielen Zehntausende zum Opfer.
Gorbatschow erklärte in einer ersten Stellungnahme, er habe Jelzins Familie sein Beileid ausgesprochen. Jelzin habe viel Gutes für das Land getan. Auf seinen Schultern lasteten aber auch ernsthafte Fehler, sagte Gorbatschow. "Ein tragisches Schicksal", sagte der letzte Staats- und Parteichef der Sowjetunion, der ein zwiespältiges Verhältnis zu Jelzin hatte.
Die US-Regierung nannte Jelzin in einer ersten Reaktion eine "historische Figur in einer Zeit des großen Wandels und großer Herausforderungen für Russland". Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Gordon Johndroe, sprach der Familie des Verstorbenen und der russischen Bevölkerung Beileid und Mitgefühl aus. Zum damaligen US-Präsidenten Bill Clinton pflegte Jelzin eine herzliche Beziehung.
Der Präsident der Europäischen Kommission, Jose Manuel Barosso, nannte Jelzin eine Schlüsselfigur in der postkommunistischen Ära Russlands. Jelzin habe Ost und West einander näher gebracht und dabei mitgewirkt, Konfrontation durch Kooperation zu ersetzen.
In Russland war Jelzin vor allem in kommunistischen und nationalistischen Kreisen umstritten. Einen versuchten Putsch von Parlamentariern 1993 vereitelte Jelzin, in dem er die Abtrünnigen mit Panzern aus dem Abgeordnetenhaus treiben ließ. Zum Ende seiner Amtszeit wurde Jelzin immer wieder mit Alkoholproblemen in Zusammenhang gebracht. Bei öffentlichen Auftritten wirkte er oft angetrunken. Im Dezember 2001 ließ sich Jelzin im Deutschen Herzzentrum in Berlin behandeln.
Boris Nikolajewitsch Jelzin wurde am 1. Februar 1931 in einer armen Bauernfamilie im Ural geboren, die in einer Holzhütte mit nur einem Zimmer lebte. Jelzins Vater verbrachte drei Jahre in einem Arbeitslager. Jelzin schaffte als Manager einer Baufirma den Sprung aus der Armut und trat schon bald der Kommunistischen Partei bei. Wegen seiner Forderungen nach Reformen fiel er in der Partei allerdings schnell in Ungnade. In der Bevölkerung steigerte dies seine Beliebtheit.
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