Die Hamburger Rechtsanwältin Silke Martini coacht Unternehmen in ganz Deutschland zu Genderfragen. Sie sagt: Kompetenz ist ein Phänomen der Erwartung. Kompetenz werde immer noch vor allem Männern zugetraut, weswegen es andersherum oft schon reicht, einfach ein Mann zu sein, um kompetent zu wirken.
Aber zählen denn nicht auch Leistung, Inhalte, Fakten?
Martini: Eigentlich nicht.
(So gesehen, heißt das Problem in deutschen Führungsetagen wahrscheinlich nicht Quotenfrau, sondern Quotenmann.)
Es finde eine Umleitung statt, sagt Martini. Hinterlässt eine Frau einen guten Eindruck, wird zum Beispiel nicht gesagt: Ah, kompetent. Man denkt eher: Ach, sympathisch ist die! Nicht nur Männer reagieren so. Auch Frauen.
Geschehen im Triell vom 12. September. Annalena Baerbock gab allerlei korrekte Dinge von sich, nahm es mit der Wahrheit besonders genau, im Gegensatz zu den beiden anderen Anwesenden. Dabei könnte man naiverweise glauben, faktenreich und wahrheitsgemäß zu argumentieren sei eigentlich eine notwendige Bedingung für Kompetenz. Und doch wurde Baerbock am Ende von den Zuschauern als am wenigsten kompetent eingeschätzt. Zum Trost erzielte sie die höchsten Sympathiewerte.