The Great American Bar Scene ist wie eine dieser Unterhaltungen, die eigentlich schon in der Sackgasse stecken. Alle haben ihre besten Pointen längst rausgeschissen, irgendjemand schaut auf die Uhr, (Zähne), doch plötzlich sagt einer was, das einen zurückholt… und alles wieder ins Rollen bringt. Zach Bryan hat ein Album gemacht, das genau diesen Moment konserviert: roh, nah, unausweichlich. Man hört es, und auf einmal sitzt man gedanklich auf einer alten Terrasse oder Balkon oder Campingstuhl, ein Bier in der Hand, die Füße im Schlamm, während die ersten Sonnenstrahlen alles so klar und gleichzeitig verwaschen wirken lassen. Es ist die Art von Musik, die einem erklärt, warum Scheitern und Seelengeficke der Stoff sind, aus dem gute, einfache Geschichten entstehen.
Aber Obacht! Hier lauert Raffinesse, die sich erst beim zweiten oder dritten Durchlauf zeigt. Memphis; the Blues klingt wie ein verschwommenes Polaroid, bei dem sich die Farben erst allmählich sortieren. 28 dagegen ist der Moment, wenn man nach einem Streit allein auf dem Sofa sitzt und plötzlich genau weiß, was man hätte sagen sollen. Bryan spinnt aus banalen Momenten ein Netz, in dem man sich freiwillig verheddert. Das ist keine Nostalgie um der Nostalgie willen, das ist ein Blick in die Ecken der Erinnerung, die man gern übersieht, weil sie zu unbequem sind. Alles zum heulen irgendwie gell.
Zwischen “irgendwo” und “nirgendwo” findet Bryan ein Zuhause und macht es einem unverschämt gemütlich, während er einem die eigene Fehlbarkeit ins Gesicht drückt. Er sagt: Digga, alles, was du falsch gemacht hast, ist Material. Dieses Album beweist, dass ein gutes Lied manchmal mehr wert ist als die ganze verdammte Selbstoptimierung.