Manning Fireworks ist der Soundtrack zu den Momenten, die man am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde und sie genau deshalb hängen bleiben. MJ Lenderman erzählt Geschichten, die roh und ungeschönt sind, dabei aber nie ihren Humor oder ihr Herz verlieren. Es zeigt, dass Chaos und Schmerz dazugehören, und dass genau diese Brüche oft die besten Geschichten schreiben.
Dieses Jahr habe ich ihn in Hamburg gesehen, in einem winzigen Club, eine alte, schiefe Kneipe. MJ Leatherface schlurfte auf die Bühne, irgendwo zwischen kein bock, noch nen Drink und generational talent. One in a billion. Es war magisch, wie er mühelos den Raum mit seiner Musik füllte.
She’s Leaving You hat mich sofort zum Schmunzeln gebracht. Diese feine Balance aus Satire und Mitgefühl kriegt nur Slenderman hin. Dabei entlarvt er seine Figuren nie, sondern schenkt ihnen eine liebevolle Aufmerksamkeit. Songs wie Riptorn oder Bark at the Moon wirken dagegen wie leise Geständnisse. Sie klingen wie der Regen, der gegen die Scheibe prasselt, während man allein rumsitzt und über all die Dinge nachdenkt, die hätten anders laufen können.
Manning Fireworks berührt, weil es Fehler und verpasste Chancen mit einer stillen Würde betrachtet. Es erzählt von Menschen, die stolpern und wieder aufstehen, nur um erneut zu scheitern und dabei nie aufhören, es zu versuchen, und für immer scheitern. Am Ende bleibt ein Gefühl von melancholischer Schönheit, ein Album, das nicht schreit, sondern flüstert, und genau deshalb so lange nachhallt. Ich weiß, dass ich noch oft an diesen Abend in Hamburg denken werde, an diesen seltsam genialen Künstler in diesem schiefen Cub, mit meinen schiefen Freunden.