Alben, die man gehört haben muss

Alphawolf

Schnauzer-Andi
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Ich ertappe mich in letzter Zeit öfter selbst dabei, dass ich Alben empfehle, weil man sie "auf jeden Fall gehört haben" sollte. Doch was für Alben sind das überhaupt, die dieses Prädikat verdienen? Was sind die Elemente, die ein Album unbedingt hörenswert machen und über den bloßen Geschmack oder Sympathie hinausgehen?

In diesem Thread sollen Alben (und gerne auch EPs) vorgestellt werden, die etwas geleistet haben, was euch das Gefühl gibt, dass sie entsprechend wertgeschätzt werden müssen. Dabei soll es ausdrücklich nicht darum gehen, hier einfach nur Alben zu empfehlen, die einem einfach nur gefallen. Wichtig ist das Besondere. Das, was zu wichtig ist, um sich einfach nur an der Vorliebe für Genres ableiten zu lassen. Auch soll das nicht einfach eine bloße Reproduktion der Rolling Stone Top 500 oder ähnlicher Listen werden. Natürlich können auch Alben, die dort auftauchen, hier unter einer entsprechenden Argumentation genannt werden, aber eben auch nur, wenn sie dieses Besondere zu bieten haben, das über gute Kompositionen und talentierte Musiker*innen hinausgeht.

Wichtig wäre mir, dass das kein bloßer Aufzählthread wird. Man muss hier sicher keine Romane abliefern (auch wenn ich jede ausführlichere Begründung auch sehr gerne lese!), oftmals lässts ich ja in zwei, drei Sätzen schon ganz gut zusammenfassen, wo der Kern der Faszination liegt, das reicht dann auch vollkommen aus.

Ich freue mich auf eure Empfehlungen - oder doch eher Aufforderungen?
 
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Alphawolf

Schnauzer-Andi
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Ich fange mal mit einem aktuellen Album an, das ich hier allerdings aufgrund einer Triggerwarnung zum lyrischen Konzept des Albums in den Spoiler packen werde.

GGGOLDDD - This Shame Should Not Be Mine (2022, Post Rock)

Bei diesem Album liegt der Grund, warum man es auf jeden Fall gehört haben sollte, in seinem lyrischen Konzept. Sängerin Milena Eva ist eine Überlebende, sie arbeitet in den Texten den sexuellen Missbrauch, der ihr widerfahren ist, auf. Musikalisch untermalt wird der Weg von Selbstvorwürfen über die Frage, wie man nach einem solchen Trauma wieder vertrauen kann hin zu der Erkenntnis, dass es Herzschlag für Herzschlag weiter geht und nur so besser werden kann zunächst minimalistisch und mit zerbrechlichem Gesang, je weiter der Weg jedoch geht, desto großflächiger wird die musikalische Ausgestaltung, desto sicherer wird der gesangliche Vortrag. Ein schweres Album zu einem schweren Thema, das erfordert, das man ihm aufmerksam zuhört. So aufrichtig und verletzlich und dabei doch so souverän werden Texte nur selten.
 

Charles_Robotnik

Thomas Anderster
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Mega gute Idee - Danke von mir!

La Dispute - Wildlife (Post-Hardcore)

Durch Zufall damals mit der Visions bekommen, habe ich der Scheibe trotz meiner Abneigung gegenüber Hardcore einen Freiversuch gegeben und war von vorne an hin und weg. Den Songaufbau von La Dispute kenne ich so kein zweites Mal - es gibt nahezu keine Refrains, das Konzept des Albums sind eher fortlaufende Geschichten. Dabei bedienen sie nicht zwingend das klassische Hardcore-Genre mit durchgängigen Powerchords und Rumgeschreie, sondern sind dabei wahnsinnig melodisch und unfassbar eingängig. Sie lieferten damit einfach einen Quantensprung für ein ganzes Genre. Dazu kommen die tiefgehenden Texte, die erzählen von der Trauer, dem Verlust und dem immer wieder aufstehen. Mein absolutes Lieblingsalbum - ich kriege jedes Mal Gänsehaut, wenn ich es höre.
Anspieltipps: The Most Beautiful Bitter Fruit, A Letter, King Park
 
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Snakecharmer22

Parkrocker
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Mastodon - Hushed and Grim

Ein Album, das sich in den letzten Monaten klammheimlich zu meinem Liebling der Band gemausert hat und das, obwohl die Vorzeichen dafür erst mal schlecht standen. Ich bin kein allzu großer Freund von Doppelalben oder Platten deren Laufzeit die 50 Minuten Marke überschreitet. Demzufolge haben mir die 86 Minuten erst mal ordentlich vor den Kopf gestoßen. Noch dazu die schweren Themen, Tod, Trauer, Vergänglichkeit. Ich hatte im Januar diesen Jahres gehörig die Schnauze voll von traurigen Themen nach 2 beschissenen Jahren und nicht enden wollenden Negativschlagzeilen und das letzte was ich hören wollte, waren melancholische und tieftraurige Texte. Die Band musste nämlich einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen, als ihr langjähriger Manager an Krebs vor geraumer Zeit verstarb. Da ich jedoch sowohl beruflich als auch privat in der letzten Zeit viel mit ebendiesen Themen zu tun hatte und in meiner altbewährten Taktik erst mal alles von mir fernzuhalten und auf Abstand zu gehen, ordentlich auf die Schnauze geflogen bin, erschien mir dieses Album schlussendlich wie ein Rettungsanker. In knapp 90 Minuten schicken Mastodon hier den Hörer auf eine Reise durch tiefe Täler der Trauer und Selbstzweifel wie man damit umgehen soll mit Verlust und Schuld.

Try to give up what weighs
What weighs you down
The only control you have
Is all your own
Do I fit the pieces together again
Or do I leave them lying on the floor? (aus Teardrinker)

Man könnte beinahe jede Zeile Text aus den Lyrics nehmen und sie ergeben Sinn in diesem Kampf in der sich Verzweiflung, Zuversicht, Selbstkritik und Hoffnung abwechseln.
Nun aber zur Musik. Mastodon haben in ihrer über 20jährigen Karriere bisher viele verschiedene Facetten ihres vielseitigen Könnens gezeigt aber noch nie haben sie die Essenz ihres Schaffens so gut zum Vorschein gebracht. Es ist weder zu verkopft oder verschachtelt (wie es mir Crack the Skye teilweise ist, was von vielen Fans als ihr bestes Album gesehen wird) aber auch weit davon entfernt banal oder trivial zu sein. So finden sich hier brettharte Riffs wie auf dem Opener Pain with an Anchor oder The Crux genauso, wie eine Art Southern - Rock Ballade im Mastodon Stil wie etwa in The Beast, die ab der Mitte des Stücks plötzlich wieder in eine andere Richtung geht. Mit Had it all hat man sogar eine Ballade im Gepäck, höchst untypisch für die Band, passt aber trotzdem perfekt rein, alles fühlt sich wie aus einem Guss an. Hintenraus passt es, dass Mastodon wieder in psychedelischere Bereiche abdriften, mit Gigantium hat man eine perfekte Abschlusshymne.
Man hat hier einfach den Eindruck eine Band auf ihrem Zenit zu erleben, in der alle einzelnen Rädchen im Getriebe ineinandergreifen und am Ende das unfassbare Potential eines jeden einzelnen genialen Musikers in dieser Gruppe perfekt zum Vorschein kommt, wobei niemand den anderen überstrahlt. Dazu passt der für mich perfekte Auftritt bei Rock im Park, da hat man gemerkt wie eingespielt und tight diese Band ist. Kann mir schwer vorstellen, wie Mastodon dieses Monument noch mal übertreffen wollen, aber wenn es ne Band schafft, dann sie.

Wie gesagt, ein Album das sowohl musikalisch und vor allem textlich einen sehr wichtigen Stellenwert für mich die letzte Zeit eingenommen hat und vielleicht den ein oder anderen, sofern er ein Faible für derartige Musik hat, auf eine ähnliche kathartische Reise schicken kann wie mich.





Pushing the tides
Trying not to go down and taken under
Pushing the tides
Try to keep my head above the water
 

parkrocker92

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Mega gute Idee - Danke von mir!

La Dispute - Wildlife (Post-Hardcore)

Durch Zufall damals mit der Visions bekommen, habe ich der Scheibe trotz meiner Abneigung gegenüber Hardcore einen Freiversuch gegeben und war von vorne an hin und weg. Den Songaufbau von La Dispute kenne ich so kein zweites Mal - es gibt nahezu keine Refrains, das Konzept des Albums sind eher fortlaufende Geschichten. Dabei bedienen sie nicht zwingend das klassische Hardcore-Genre mit durchgängigen Powerchords und Rumgeschreie, sondern sind dabei wahnsinnig melodisch und unfassbar eingängig. Sie lieferten damit einfach einen Quantensprung für ein ganzes Genre. Dazu kommen die tiefgehenden Texte, die erzählen von der Trauer, dem Verlust und dem immer wieder aufstehen. Mein absolutes Lieblingsalbum - ich kriege jedes Mal Gänsehaut, wenn ich es höre.
Anspieltipps: The Most Beautiful Bitter Fruit, A Letter, King Park

Da sollte man evtl erwähnen, dass es die Conversations "EP" gibt. EP in Anführungszeichen weil es eigentlich ein Interview mit Jordan Dreyer über die Themen und Stories des Wildlife Albums ist. Das gibt nochmal mehr Einblick in das Konzept des Albums.
Kann man z.B. hier anhören:
Conversations, by La Dispute
 

Balu

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Portishead - Dummy (1994)

Genre: Trip Hop

Portishead - (1994) Dummy [Full Album] - YouTube

Für mich das perfekte Album für einen gemütlichen Abend, eines der besten überhaupt für mich.
Natürlich muss man Trip Hop grundsätzlich mögen, sonst wird das nix. Also Massive Attack oder so...
Es ist eines der ersten Alben im Trip Hop and absolut stilbildend für das ganze Genre

Musikalisch wird da meisterhaft dunkler Sound und heller freundlicher Sound gemischt. Und jeder Song ist komplett neu geschrieben, nichts gesampelt, keine alte Melodie verwendet, etc, etc

Glas Wein dazu... farbiges Licht... etc...
 

Funkyandy

Mach mir den Hirsch
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Arctic Monkeys - Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not (2006)

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Indie Rock

220px-Whatever_People_Say_I_Am%2C_That%27s_What_I%27m_Not_%282006_Arctic_Monkeys_album%29.jpg


Vermutlich das Album, welches den Siegeszug des Indie Rock Mitte der 2000er Jahre am meisten vorangetrieben hat. Zwar gab es vorher mit den Libertines, den Strokes oder den Killers schon andere Bands in dem Metier, die in UK auch auf 1 charten konnten, aber keine der Bands hatte direkt in diesem Umfang Erfolg und Einfluss. Die meisten anderen Indie Bands, die vorher schon ein Album rausgebracht haben (z.B. Maximo Park, Kaiser Chiefs, Franz Ferdinand, The Cribs, ...), waren mit ihrem Zweitwerk dann ja deutlich erfolgreicher, eben auch Dank des riesigen Hypes, der erst durch die Arctic Monkeys entstanden ist. Bis heute ist "Whatever People Say I Am..." daher noch eines der am schnellsten verkauften Debütalben in UK.

Persönlich hab ich dazu auch eine besondere Erinnerung, denn so richtig erfahren hab ich von der Band auf einer Zivi-Weiterbildung, wo ein Zivi-Kollege mir einen Bericht aus der ZEIT oder SZ vorgelegt hat, wo es um den unglaublichen Hype dieser jungen Band in Großbritannien und das bald erscheinende oder gerade erschienene Debütalbum ging. Hab es mir dann kurz später natürlich direkt angehört und mich schockverliebt.

Bekannteste Songs: I Bet That You Look Good On The Dancefloor, When The Sun Goes Down, From The Ritz To The Rubble, Mardy Bum
 

Fatbot

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Arctic Monkeys - Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not (2006)

Genre:
Indie Rock

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Vermutlich das Album, welches den Siegeszug des Indie Rock Mitte der 2000er Jahre am meisten vorangetrieben hat. Zwar gab es vorher mit den Libertines, den Strokes oder den Killers schon andere Bands in dem Metier, die in UK auch auf 1 charten konnten, aber keine der Bands hatte direkt in diesem Umfang Erfolg und Einfluss. Die meisten anderen Indie Bands, die vorher schon ein Album rausgebracht haben (z.B. Maximo Park, Kaiser Chiefs, Franz Ferdinand, The Cribs, ...), waren mit ihrem Zweitwerk dann ja deutlich erfolgreicher, eben auch Dank des riesigen Hypes, der erst durch die Arctic Monkeys entstanden ist. Bis heute ist "Whatever People Say I Am..." daher noch eines der am schnellsten verkauften Debütalben in UK.

Persönlich hab ich dazu auch eine besondere Erinnerung, denn so richtig erfahren hab ich von der Band auf einer Zivi-Weiterbildung, wo ein Zivi-Kollege mir einen Bericht aus der ZEIT oder SZ vorgelegt hat, wo es um den unglaublichen Hype dieser jungen Band in Großbritannien und das bald erscheinende oder gerade erschienene Debütalbum ging. Hab es mir dann kurz später natürlich direkt angehört und mich schockverliebt.

Bekannteste Songs: I Bet That You Look Good On The Dancefloor, When The Sun Goes Down, From The Ritz To The Rubble, Mardy Bum
Das steht auch auf meiner Liste an Alben die man gehört haben sollte neben Favorite Worst Nightmare. Auf beiden Alben gibt es einfach keinen einzigen Song, den ich beim hören von meiner Bibliothek bei Apple Music skippe.