Immer wieder begegnen mir Aussagen wie z.b. das oder jenes ist scheisse...
Ist ja auch gut so das nicht jedem alles gefällt.
Aber was für mich da oft auf der Strecke bleibt ist die Toleranz.
So... da muss ich mal ein wenig ausholen und mir ein paar Sachen von der Seele reden.. vielleicht liest es ja wirklich jemand hier ;)
Mal was zu Musik in meinem Leben...
In meinen Teenyjahren wollte ich als erstes mal einfach nur anders sein als mein älterer Bruder oder meine Eltern. Meine allererste selbstgekaufte LP (ja, damals waren CDs noch nicht erfunden) war Kraftwerk mit Mensch-Maschine... schnell hatte ich Interesse an Alternativer Musik und habe dann während der Schulzeit primär Independent und ähnliches gehört... Ich hatte bewusst eine "Richtung" gewählt mit eigener Subkultur. Eigene Scene, eigenes Outfit usw... wenn ich das mal aus heutiger Sicht betrachte war für mich damals eigentlich die Selbstfindung als Teil des Erwachsenwerdens wichtiger als die Musik selber. Ich habe eine Persönlichkeit entwickelt die eigenständig ist. Dazu gehört das Verteidigen der eigenen Position. Da man noch nicht die Erfahrung und die Sicherheit hat macht man das natürlich in dem man die anderen Positionen runtermacht. Politisch, Kleidung, Aussehen, Musik, all das muss man für sich selber finden und sich damit identifizieren.
Das war schon immer so... in jeder Generation... diese Abgrenzung von anderen, speziell von Eltern oder älteren Geschwistern macht jeder mit. Das ist auch ein wichtiger Faktor für Neue Musikrichtungen die die ältere Generation erstmal provozierend findet. Das war so mit Charleston, Blues, Rock, Techno usw... Auch unsere Kinder werden Musik hören die für uns erstmal fremd ist. Das ist gut so und das muss sein.
Zurück zu mir...
Nach meiner Schulzeit bin ich gleich aus dem Elternhaus ausgezogen und hab in Erlangen studiert. Ich bin nicht wie viele andere jedes Wochenende nach Hause zu Muttern, sondern ich habe ganz bewusst versucht mein Leben selber zu gestalten. Das war Ende der 80er übrigens. Raus aus der Schulscene... rein in Studentenscene... schnell war mir klar das ich im Bereich Musik selber was machen wollte. Ich hatte angefangen Independent aufzulegen auf Partys, damals war für mich die ganze EBM Schiene klasse. So was wie Skinny Puppy, Front 242, Nitzer Ebb etc etc... viel aus Belgien halt... Die ganze Rockscene fand ich fürchterlich langweilig, mein Bruder war da aktiv und ich wollte ja was anderes machen.
Und da war dann für mich auf einmal ein spannender Moment. Ich bekam einige Platten aus Frankfurt in die Hände die was neues gemacht haben. Krass. Später habe ich dann erfahren das es die ersten Techno Platten waren. Damals war das Spex noch das Magazin für die Alternative Szene in Deutschland. Die berichteten darüber und meinten das es ein Trend für einen Sommer wäre. Naja... leicht verschätzt... und das galt damals als ein Ausläufer der Independent Scene. Ich hatte damals einige der allerersten Technopartys in Nürnberg mitorganisiert, da hatte das noch niemand gekannt. War für mich spannend... Mit dem Schritt in die Öffentlichkeit kamen dann auch die Diskussionen über Musik.
Oft habe ich dann als DJ solche Sprüche gehört wie "Kannst Du nicht mal was vernünftiges spielen?" ... "Was denn?"... "Egal.. was gutes halt"...
seufz...
Die interessantesten Erlebnisse und Diskussionen hatte ich damals mit Profimusikern. Einmal war parallel zu meiner Disko ein Reggae Konzert in der Halle nebendran. Nach dem Konzi sind die Musiker noch zu mir in die Disko gekommen und wurden das erste mal mit Techno konfrontiert. Und die fanden das cool. War zwar nicht ihrs, aber sie fanden es mal generell gut das was neues provokantes gemacht wird.
Ähnlich ging mir das auch mal mit einigen Musikern einer Rockband. Einer von denen hatte sogar dann unter einem anonymen Künsternamen eine kleine TechnoCD gemacht auf der er mich dann im Booklet gegrüsst hat. Es wusste kaum einer dass er normal in einer Rockband Bass gespielt hat ;) Nein, ich verrate nicht wer das war.
Mit all diesen Leuten habe ich teils stundenlang über Musik gesprochen und was uns an Musik gefälllt.
Fazit für mich war das wenn man Emotionen und richtigen Ausdruck in die Musik reinbringt fast jede Musikrichtung gut sein kann. Für mich war nichts langweiliger als vorhersehbare Tracks die für Hintergrundbeschallung gedacht waren. Aggresive Musik fand ich immer besonders ansprechend. Sei es Metal, HipHop oder Techno. Oder Mischformen. Es darf nur nicht beiläufig sein. Traurige oder depressive Musik hat mich auch fasziniert. Da gibt es ja im Independentbereich echt viel. Da habe ich mich dann im dunkeln auf mein Sofa verzogen und einfach ruhig zugehört.
Musik ist für mich was besonderes. Ein Medium das mir dabei hilft mit meinen eigenen Gefühlen klar zu kommen und sie auch auszudrücken.
Spass, Wut, Trauer... all das kann ich mit Musik erleben...
Sei es nun Public Enemy oder Korn... Kate Bush oder Prodigy... oder Maria Callas... oder Mysterie des Vox Bulgare...
Solange die Musik ehrlich ist (schwieriges Kriterium) und wirklich was rüberbringt dann hilft sie mir. Wenn Musik nur nach kommerziellen Kriterien gemacht wird dann stösst sie mich ab. Sie muss mich aus den Reservern locken und überraschen.
Mein Musikgeschmack ist sicherlich auch so ungewöhnlich weil ich mich 10 Jahre lang beruflich mit Musik beschäftigt habe. Viele viele Platten sind durch meine Hände gegangen, es gab kaum was was ich nicht gekannt hatte. Da waren die aussergewöhnlichen Sachen für mich natürlich Interessant.
Pauschale Intoleranz gegenüber Musikrichtungen konnte ich eigentlich kaum nachvollziehen. Nun gut... Easy Listening und Volksmusik sind von natur aus nicht aus sich rausgehend, daher kann ich damit auch níchts anfangen. Aber so die üblichen Pop, Rock, Techno, HipHop Genres haben für mich alle gute Elemente. Nur meist nicht im Radio, dort wird eigentlich kaum was richtig energetisches gespielt. Wenn jemand sich ein Bild über eine Musikrichtung machen will dann helfen kaum Charts oder Radio..
Ich habe mit Rockern und Punks gefeiert, war auf grossen Technopartys, habe mit Jamaikanern auf einem Reggaefestival relaxt. Alles sind für mich wichtige Erfahrungen. Die Gründe warum sie Musik lieben waren bei allen gleich. Das unterscheidete die Freaks von den normalos die nur Radio hörten.
Ich stelle mal die These auf das ein Heavy Metal Fan mehr gemeinsame Interesssen mit einem Technofan hat als mit jemand der nur Radio hört. Wenn sie nur mal miteinander reden würden ohne die Notwendigkeit sich selbst zu schützen indem man den anderen runter macht.
So ein Festival wie RiP ist eine FANTASTISCHE Gelegenheit mal über seinen Schatten zu springen und solche Erfahrungen zu machen. Das wünsche ich hier jedem. Denkt mal darüber nach was für Euch am Musikhören wirklich wichtig ist. Und redet darüber mit anderen.
Gleichgültigkeit ist etwas das man angreifen kann. Aber nicht ein "Anderssein"....
Toleranz ist für mich die wichtigste Tugend. Ich habe viel zu oft erlebt das aus Intoleranz Streit und Blutvergiessen entsteht. Und das ist einfach lächerlich meiner Meinung nach.
so... uff... musste ich einfach mal loswerden... sorry für das auskotzen hier im Forum...
Ist ja auch gut so das nicht jedem alles gefällt.
Aber was für mich da oft auf der Strecke bleibt ist die Toleranz.
So... da muss ich mal ein wenig ausholen und mir ein paar Sachen von der Seele reden.. vielleicht liest es ja wirklich jemand hier ;)
Mal was zu Musik in meinem Leben...
In meinen Teenyjahren wollte ich als erstes mal einfach nur anders sein als mein älterer Bruder oder meine Eltern. Meine allererste selbstgekaufte LP (ja, damals waren CDs noch nicht erfunden) war Kraftwerk mit Mensch-Maschine... schnell hatte ich Interesse an Alternativer Musik und habe dann während der Schulzeit primär Independent und ähnliches gehört... Ich hatte bewusst eine "Richtung" gewählt mit eigener Subkultur. Eigene Scene, eigenes Outfit usw... wenn ich das mal aus heutiger Sicht betrachte war für mich damals eigentlich die Selbstfindung als Teil des Erwachsenwerdens wichtiger als die Musik selber. Ich habe eine Persönlichkeit entwickelt die eigenständig ist. Dazu gehört das Verteidigen der eigenen Position. Da man noch nicht die Erfahrung und die Sicherheit hat macht man das natürlich in dem man die anderen Positionen runtermacht. Politisch, Kleidung, Aussehen, Musik, all das muss man für sich selber finden und sich damit identifizieren.
Das war schon immer so... in jeder Generation... diese Abgrenzung von anderen, speziell von Eltern oder älteren Geschwistern macht jeder mit. Das ist auch ein wichtiger Faktor für Neue Musikrichtungen die die ältere Generation erstmal provozierend findet. Das war so mit Charleston, Blues, Rock, Techno usw... Auch unsere Kinder werden Musik hören die für uns erstmal fremd ist. Das ist gut so und das muss sein.
Zurück zu mir...
Nach meiner Schulzeit bin ich gleich aus dem Elternhaus ausgezogen und hab in Erlangen studiert. Ich bin nicht wie viele andere jedes Wochenende nach Hause zu Muttern, sondern ich habe ganz bewusst versucht mein Leben selber zu gestalten. Das war Ende der 80er übrigens. Raus aus der Schulscene... rein in Studentenscene... schnell war mir klar das ich im Bereich Musik selber was machen wollte. Ich hatte angefangen Independent aufzulegen auf Partys, damals war für mich die ganze EBM Schiene klasse. So was wie Skinny Puppy, Front 242, Nitzer Ebb etc etc... viel aus Belgien halt... Die ganze Rockscene fand ich fürchterlich langweilig, mein Bruder war da aktiv und ich wollte ja was anderes machen.
Und da war dann für mich auf einmal ein spannender Moment. Ich bekam einige Platten aus Frankfurt in die Hände die was neues gemacht haben. Krass. Später habe ich dann erfahren das es die ersten Techno Platten waren. Damals war das Spex noch das Magazin für die Alternative Szene in Deutschland. Die berichteten darüber und meinten das es ein Trend für einen Sommer wäre. Naja... leicht verschätzt... und das galt damals als ein Ausläufer der Independent Scene. Ich hatte damals einige der allerersten Technopartys in Nürnberg mitorganisiert, da hatte das noch niemand gekannt. War für mich spannend... Mit dem Schritt in die Öffentlichkeit kamen dann auch die Diskussionen über Musik.
Oft habe ich dann als DJ solche Sprüche gehört wie "Kannst Du nicht mal was vernünftiges spielen?" ... "Was denn?"... "Egal.. was gutes halt"...
seufz...
Die interessantesten Erlebnisse und Diskussionen hatte ich damals mit Profimusikern. Einmal war parallel zu meiner Disko ein Reggae Konzert in der Halle nebendran. Nach dem Konzi sind die Musiker noch zu mir in die Disko gekommen und wurden das erste mal mit Techno konfrontiert. Und die fanden das cool. War zwar nicht ihrs, aber sie fanden es mal generell gut das was neues provokantes gemacht wird.
Ähnlich ging mir das auch mal mit einigen Musikern einer Rockband. Einer von denen hatte sogar dann unter einem anonymen Künsternamen eine kleine TechnoCD gemacht auf der er mich dann im Booklet gegrüsst hat. Es wusste kaum einer dass er normal in einer Rockband Bass gespielt hat ;) Nein, ich verrate nicht wer das war.
Mit all diesen Leuten habe ich teils stundenlang über Musik gesprochen und was uns an Musik gefälllt.
Fazit für mich war das wenn man Emotionen und richtigen Ausdruck in die Musik reinbringt fast jede Musikrichtung gut sein kann. Für mich war nichts langweiliger als vorhersehbare Tracks die für Hintergrundbeschallung gedacht waren. Aggresive Musik fand ich immer besonders ansprechend. Sei es Metal, HipHop oder Techno. Oder Mischformen. Es darf nur nicht beiläufig sein. Traurige oder depressive Musik hat mich auch fasziniert. Da gibt es ja im Independentbereich echt viel. Da habe ich mich dann im dunkeln auf mein Sofa verzogen und einfach ruhig zugehört.
Musik ist für mich was besonderes. Ein Medium das mir dabei hilft mit meinen eigenen Gefühlen klar zu kommen und sie auch auszudrücken.
Spass, Wut, Trauer... all das kann ich mit Musik erleben...
Sei es nun Public Enemy oder Korn... Kate Bush oder Prodigy... oder Maria Callas... oder Mysterie des Vox Bulgare...
Solange die Musik ehrlich ist (schwieriges Kriterium) und wirklich was rüberbringt dann hilft sie mir. Wenn Musik nur nach kommerziellen Kriterien gemacht wird dann stösst sie mich ab. Sie muss mich aus den Reservern locken und überraschen.
Mein Musikgeschmack ist sicherlich auch so ungewöhnlich weil ich mich 10 Jahre lang beruflich mit Musik beschäftigt habe. Viele viele Platten sind durch meine Hände gegangen, es gab kaum was was ich nicht gekannt hatte. Da waren die aussergewöhnlichen Sachen für mich natürlich Interessant.
Pauschale Intoleranz gegenüber Musikrichtungen konnte ich eigentlich kaum nachvollziehen. Nun gut... Easy Listening und Volksmusik sind von natur aus nicht aus sich rausgehend, daher kann ich damit auch níchts anfangen. Aber so die üblichen Pop, Rock, Techno, HipHop Genres haben für mich alle gute Elemente. Nur meist nicht im Radio, dort wird eigentlich kaum was richtig energetisches gespielt. Wenn jemand sich ein Bild über eine Musikrichtung machen will dann helfen kaum Charts oder Radio..
Ich habe mit Rockern und Punks gefeiert, war auf grossen Technopartys, habe mit Jamaikanern auf einem Reggaefestival relaxt. Alles sind für mich wichtige Erfahrungen. Die Gründe warum sie Musik lieben waren bei allen gleich. Das unterscheidete die Freaks von den normalos die nur Radio hörten.
Ich stelle mal die These auf das ein Heavy Metal Fan mehr gemeinsame Interesssen mit einem Technofan hat als mit jemand der nur Radio hört. Wenn sie nur mal miteinander reden würden ohne die Notwendigkeit sich selbst zu schützen indem man den anderen runter macht.
So ein Festival wie RiP ist eine FANTASTISCHE Gelegenheit mal über seinen Schatten zu springen und solche Erfahrungen zu machen. Das wünsche ich hier jedem. Denkt mal darüber nach was für Euch am Musikhören wirklich wichtig ist. Und redet darüber mit anderen.
Gleichgültigkeit ist etwas das man angreifen kann. Aber nicht ein "Anderssein"....
Toleranz ist für mich die wichtigste Tugend. Ich habe viel zu oft erlebt das aus Intoleranz Streit und Blutvergiessen entsteht. Und das ist einfach lächerlich meiner Meinung nach.
so... uff... musste ich einfach mal loswerden... sorry für das auskotzen hier im Forum...