"wo woodstock weiterlebt" - buchtip

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Wo Woodstock weiterlebt

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Manni Winkler ist passionierter Festivalgänger und war bereits 9 x beim Roskilde-Festival. Seine Eindrücke und Erlebnisse hat er jetzt in Form seines Buches "Wo Woodstock weiterlebt" verewigt. Prädikat: sehr empfehlenswert!

"Als Polizist kenne ich mich mit Wasserwerfern aus und übernehme die ersten Würfe", schreibt Manfred Winkler, und: *Mit ,Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei...' zerbersten die Wassertüten auf den staubigen Wegen..." Die Rede ist nicht etwa von einem Polizeieinsatz, sondern von einem fröhlichen Miteinander sturzbetrunkener Festivalbesucher.
Ort des Geschehens: Roskilde * ein dänisches kleines Städtchen, in dem sich alljährlich um die 100.000 Jugendliche, Altrocker und Spätpubertierende einfinden, um gemeinsam den Konzerten von 100 bis 150 Bands zu lauschen, dabei Unmengen von Bier zu vertilgen und alles, was man bislang nicht kannte (wie das gegenseitige Bewerfen mit Tsatsiki-Resten, Zungenkuss zu dritt), als *Performance" zu feiern.
Manfred Winkler war neunmal dabei * zunächst mit zwei Nilsen, einem Thomas und *Jutta". Jutta heißt der Jetta vom großen Nils, weil *sich Jutta manchmal benimmt wie eben eine Jutta" und ohnehin eine *gespaltene Persönlichkeit" ist: Der vordere Teil von einem Unfallauto, der hintere angeschweißt. Auf der Fähre hat Jutta Pause, und die Jungs nehmen die letzte feste Nahrung zu sich * bevor es auf ein Rockfestival geht, von dem später einer sagt: *Was, hier spielen auch Bands?"
Und ob: The Cure, Silverchair, Sinead O' Connor, Offspring, Body Count, David Bowie, Bad Religion, Sepultura..., ja, und irgendwo dazwischen soll sogar *Carmina Burana" vom Arthur-Rubinstein-Philharmonic-Orchestra aus Polen aufgeführt werden. Fast nüchtern, (weil der Tütenwein *alle" ist) wird sich auf den Weg gemacht * hin zu der Musik, die man aus der Nestle-Werbung kennt, die aber wohl nur wenige Besucher finden wird. Irrtum: 15.000 Menschen nehmen heftig jubelnd Anteil daran, wie sich ein 60 Personen starker Chor einsingt, das Orchester die Instrumente stimmt. Als der Dirigent sich dann verbeugt, gibt es kräftigen Applaus, und ein paar Besucher verlassen * im Glauben, das war's schon * das Zelt. Aber dann: Die *Musik aus der Werbung" erklingt, und *wie in einer Schlacht schreit das Publikum dem Orchester entgegen, als wäre es dem Sieg nahe. Ein Geiger kann nicht an sich halten, legt seine Geige während des Spiels beiseite, zückt seine Kamera und fotografiert am Dirigenten vorbei in das Publikum..." Roskilde eben.
Wer davon nichts ahnte, hat zwei Möglichkeiten: Entweder, er fährt selbst hin oder er liest *Wo Woodstock weiterlebt" * die Festivalmemoiren eines für fünf Tage im Jahr offensichtlich völlig durchgeknallten Mittdreißigers, der im *normalen Leben" als Polizeischullehrer kleinen Mädels und Jungs beibringt, wie man sich richtig im Straßenverkehr zu verhalten hat. Und der mal eben ein Buch geschrieben hat. Eines, das die Welt nicht zwingend braucht, um das es aber irgendwie auch schade wäre. Schließlich plaudert Winkler in einem so ansteckend fröhlichen Erzählton daher, dass einem die beschriebenen Jungs trotz ihrer alkoholbedingten Abartigkeit irgendwie ans Herz wachsen. Apropos Herz: Eines der Lieblingsspiele in Roskilde: *Hatten Dom". Dabei werden die Karten gemischt, verteilt und aufgedeckt. Wer die *Herz Dame" hat (plattdeutsch: Hatten Dom), darf den in der Mitte der Spielfläche platzierten Alkohol wegbechern. Erweiterte Spielregel: Kann jemand seinen eigenen Vornamen nicht mehr aussprechen, darf er nicht mehr mitmachen * so wie *Schterfan", als der es nur noch zu *Schzzzzsscha" bringt...
Ein paar Mecklenburger finden sich übrigens auch in *Wo Woodstock weiterlebt" verewigt, und so hofft Hobby-Verleger Manfred Winkler hierzulande auf reißenden Absatz. Vorerst aber dürften sich bei Winkler dort, wo sonst die Dosenbier-Vorräte für das nächste Roskilde-Festival gelagert werden, Stapel von Büchern finden, denn: Er hat *Wo Woodstock weiterlebt" im Selbstverlag herausgegeben. Sein Kommentar: *Ein Verlag wollte es für 14,80 Euro auf den Markt bringen. Ich wollte aber, dass es weniger als zehn Euro kostet." Also ließ der Mann kurzerhand 3.000 Exemplare seines Werkes auf eigene Kosten drucken. 200 wurden, immerhin, innerhalb von drei Wochen bereits verkauft.

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hört sich witzig an! ich denk ich werds mir mal bestellen!