Analyse: US-Pläne für Krieg gegen Iran werden ernst genommen
Washington (dpa) - Niemand in Washington macht sich über angebliche Pläne für einen Krieg gegen Iran schon in diesem Sommer lustig. «Ich denke, sie werden es tun. Ich bin skeptisch, ob Diplomatie erfolgreich sein kann», meinte der Verteidigungsexperte und Direktor des Instituts «GlobalSecuritiy.org», John Pike.
Selbst Dan Bartlett, enger Berater von US-Präsident George W. Bush, rang sich nur zu einem ziemlich nebulösen Dementi durch. Kurz vor den Feiern zur Bush-Amtseinführung bewegte der sensationelle Bericht des Starreporters Seymour Hersh über angeblich geheime US-Kommandos in Iran und konkrete Kriegsvorbereitungen die Hauptstadt. Der Report wurde ernst genommen, weil der Autor ein angesehener Journalist ist, der auch den Abu-Ghoreib-Skandal mit aufdeckte - und weil Bush in den jüngsten Interviews immer wieder seine politische «Mission» betont: Der Welt, und vor allem den islamischen Staaten, «Freiheit und Demokratie» zu bringen.
«Bush tut, was er tun will», meinte Hersh, der ein scharfer Bush-Kritiker ist. Nicht nur der Pulitzer-Preisträger glaubt, dass nach dem republikanischen Wahlsieg die Neokonservativen nun daran gehen, konsequent «die Welt nach ihren Vorstellungen zu verändern... Diese Jungs sind wild entschlossen», so der Pulitzerpreisträger in einem CNN-Interview. Die Bush-Berater seien «zwanghaft optimistisch über die brüchige Machtbasis der Mullahs, und sie sind sich sicher, dass sie bald zuschlagen sollten», sagte John Pike der «Daily News».
Bush selbst hatte in einem Interview der «Washington Post» darauf verwiesen, dass die Menschen in manchen Teilen der islamischen Welt, wie Afghanistan, «wirklich glücklich» über die Interventionen der USA seien. Auch «die Reformwilligen in Iran hoffen sehr auf die Standfestigkeit der USA in ihrer Überzeugung, dass Demokratie sich verbreiten solle». Zwar nahm Bush das Wort nicht in den Mund: aber ein «Regimewechsel» wie in Bagdad scheint auch für Teheran geplant. Schließlich gelten die herrschenden Mullahs seit Jahrzehnten zu den erbittertsten Gegnern der USA und Israels. Washington wirft Teheran vor, radikale Palästinenserorganisationen und andere Terror-Gruppen zu unterstützen. Noch 2002 zählte Bush Iran - neben dem Irak und Nordkorea - zu der «Achse des Bösen».
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und sein Vize Paul Wolfowitz glauben den Hersh-Informationen zufolge, dass es in Iran - wie früher in den kommunistischen Diktaturen - gelingen könne, «die Aura der Unbesiegbarkeit der Mullahs» zu erschüttern. Dann werde das Regime zusammenbrechen. Und für einen Krieg oder zumindest militärische Schläge könnten die USA nun von zwei Seiten, dem Irak und Afghanistan, Iran angreifen. Militärexperten verwiesen allerdings bisher darauf, dass die US-Streitkräfte mit dem Engagement im Irak schon gebunden seien und ein Waffengang in Iran deshalb undenkbar sei. Zudem berge ein Krieg in Iran - wo 68 Millionen Menschen leben - noch mehr Unwägbarkeiten und Gefahren als das Irak-Abenteuer.
Auch wenn manches für die Richtigkeit des Hersh-Berichts spricht - denkbar ist auch, dass Washington gezielt falsche Informationen lanciert, um den Druck auf die Mullahs wegen ihres Atom-Programms zu erhöhen. Die weltweite Verbreitung der Demokratie - auch zum Schutz der USA vor dem Terrorismus - bleibt aber zentral im Programm der zweiten Amtszeit von Bush. Er ist trotz des Chaos im Irak unbeirrt.
Seine Zuversicht bezieht er neokonservativer Ideologie gemäß aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts: Die Demokratisierung nach dem Zusammenbruch der Diktaturen in Deutschland und Japan sowie die Auflösung des Sowjet-Imperiums seien Belege, dass militärische Stärke und demokratisches Sendungsbewusstsein der USA der ganzen Welt Freiheit, Frieden und Wohlstand bescherten.
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Bush schließt Militärschlag gegen Iran nicht aus
Washington (dpa) - US-Präsident George W. Bush schließt einen Militärschlag gegen Iran nicht aus, falls Teheran nicht umfassend über sein Atomprogramms Auskunft gibt. «Ich werde niemals irgendeine Option vom Tisch nehmen», sagte er.
Bush sagte in einem am Montag veröffentlichten Interview des US-Senders NBC, er hofft auf eine diplomatische Lösung des Atomstreits mit Iran, schließe jedoch auch niemals eine andere Option aus. Der Interviewer hatte den Präsidenten gefragt, ob er sich gegen eine militärische Aktion gegen Iran ausspreche, wenn Teheran die internationale Gemeinschaft weiterhin über die Existenz eines Atomwaffenprogramms im Unklaren lasse.
Bush betonte in Anspielung auf die Bewertung des irakischen Gefahrenpotenzials vor dem Sturz Saddam Husseins und den deshalb begonnenen Irakkrieg, in letzter Konsequenz würde er zum Schutz seiner Landsleute erneut militärische Macht einsetzen. Er hoffe, dass dies aber nicht nötig sein werde.
Die US-Regierung hatte am Montag einen Bericht der Zeitschrift «New Yorker» zuurückgewiesen, nach dem geheime US-Kommandos in den vergangenen Monaten mögliche Angriffsziele in Iran ausgespäht hätten. Bush habe die Vorbereitung für neue Kriege angeordnet, berichtete der US-Starreporter Seymour Hersh in der am Montag erschienenen Ausgabe der angesehenen Zeitschrift. Laut US-Regierung ist der Bericht voll mit «erfundenen Behauptungen». Den Vorwurf, US-Kommandos hätten in Iran operiert, dementierte sie nicht ausdrücklich. Irans Verteidigungsminister Ali Schamchani meinte, die USA würden es nicht wagen, sein Land anzugreifen.
Bush habe die Kontrolle über die US-Geheimdienste und das Verteidigungsministerium übernommen und verfolge mit ihrer Hilfe ein «aggressives und ehrgeiziges Programm gegen Iran und gegen Ziele im Krieg gegen den Terrorismus», so Hersh. US-Spezialeinheiten hätten versucht, rund drei Dutzend chemische und nukleare Anlagen sowie Raketenabschussbasen in Iran auszuforschen. «Die US-Regierung will verhindern, dass es in Iran noch einmal eine solche Fehleinschätzung von Massenvernichtungswaffen gibt wie im Irak», sagte er CNN.
Der Journalist, der 2004 mit als erster den Skandal um Gefangenenmisshandlung im irakischen Militärgefängnis Abu Ghoreib aufgedeckt hatte, berief sich bei seinen Angaben auf einen dem Pentagon nahe stehenden Berater. Seit Sommer 2004 stießen US-Teams über die pakistanische Grenze nach Iran vor. Absicht sei es, Ziele für ein mögliches Bombardement zu suchen, um «so viel militärische Infrastruktur wie möglich zu zerstören».
US-Präsidentenberater Dan Bartlett meinte in einem CNN-Interview, der Beitrag von Hersh sei «voller Ungenauigkeiten». Er bezweifle, dass die von Hersh gezogenen Schlüsse auf Tatsachen basierten. «Natürlich sehen wir Iran mit Sorge», sagte Bartlett. Die USA setzten aber auch in der Frage des umstrittenen iranischen Atomprogramms auf Diplomatie sowie die Anstrengungen der Europäer und die Internationale Atomenergiebehörde. Militärisches Vorgehen der USA könne man allerdings nicht grundsätzlich ausschließen
Washington (dpa) - Niemand in Washington macht sich über angebliche Pläne für einen Krieg gegen Iran schon in diesem Sommer lustig. «Ich denke, sie werden es tun. Ich bin skeptisch, ob Diplomatie erfolgreich sein kann», meinte der Verteidigungsexperte und Direktor des Instituts «GlobalSecuritiy.org», John Pike.
Selbst Dan Bartlett, enger Berater von US-Präsident George W. Bush, rang sich nur zu einem ziemlich nebulösen Dementi durch. Kurz vor den Feiern zur Bush-Amtseinführung bewegte der sensationelle Bericht des Starreporters Seymour Hersh über angeblich geheime US-Kommandos in Iran und konkrete Kriegsvorbereitungen die Hauptstadt. Der Report wurde ernst genommen, weil der Autor ein angesehener Journalist ist, der auch den Abu-Ghoreib-Skandal mit aufdeckte - und weil Bush in den jüngsten Interviews immer wieder seine politische «Mission» betont: Der Welt, und vor allem den islamischen Staaten, «Freiheit und Demokratie» zu bringen.
«Bush tut, was er tun will», meinte Hersh, der ein scharfer Bush-Kritiker ist. Nicht nur der Pulitzer-Preisträger glaubt, dass nach dem republikanischen Wahlsieg die Neokonservativen nun daran gehen, konsequent «die Welt nach ihren Vorstellungen zu verändern... Diese Jungs sind wild entschlossen», so der Pulitzerpreisträger in einem CNN-Interview. Die Bush-Berater seien «zwanghaft optimistisch über die brüchige Machtbasis der Mullahs, und sie sind sich sicher, dass sie bald zuschlagen sollten», sagte John Pike der «Daily News».
Bush selbst hatte in einem Interview der «Washington Post» darauf verwiesen, dass die Menschen in manchen Teilen der islamischen Welt, wie Afghanistan, «wirklich glücklich» über die Interventionen der USA seien. Auch «die Reformwilligen in Iran hoffen sehr auf die Standfestigkeit der USA in ihrer Überzeugung, dass Demokratie sich verbreiten solle». Zwar nahm Bush das Wort nicht in den Mund: aber ein «Regimewechsel» wie in Bagdad scheint auch für Teheran geplant. Schließlich gelten die herrschenden Mullahs seit Jahrzehnten zu den erbittertsten Gegnern der USA und Israels. Washington wirft Teheran vor, radikale Palästinenserorganisationen und andere Terror-Gruppen zu unterstützen. Noch 2002 zählte Bush Iran - neben dem Irak und Nordkorea - zu der «Achse des Bösen».
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und sein Vize Paul Wolfowitz glauben den Hersh-Informationen zufolge, dass es in Iran - wie früher in den kommunistischen Diktaturen - gelingen könne, «die Aura der Unbesiegbarkeit der Mullahs» zu erschüttern. Dann werde das Regime zusammenbrechen. Und für einen Krieg oder zumindest militärische Schläge könnten die USA nun von zwei Seiten, dem Irak und Afghanistan, Iran angreifen. Militärexperten verwiesen allerdings bisher darauf, dass die US-Streitkräfte mit dem Engagement im Irak schon gebunden seien und ein Waffengang in Iran deshalb undenkbar sei. Zudem berge ein Krieg in Iran - wo 68 Millionen Menschen leben - noch mehr Unwägbarkeiten und Gefahren als das Irak-Abenteuer.
Auch wenn manches für die Richtigkeit des Hersh-Berichts spricht - denkbar ist auch, dass Washington gezielt falsche Informationen lanciert, um den Druck auf die Mullahs wegen ihres Atom-Programms zu erhöhen. Die weltweite Verbreitung der Demokratie - auch zum Schutz der USA vor dem Terrorismus - bleibt aber zentral im Programm der zweiten Amtszeit von Bush. Er ist trotz des Chaos im Irak unbeirrt.
Seine Zuversicht bezieht er neokonservativer Ideologie gemäß aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts: Die Demokratisierung nach dem Zusammenbruch der Diktaturen in Deutschland und Japan sowie die Auflösung des Sowjet-Imperiums seien Belege, dass militärische Stärke und demokratisches Sendungsbewusstsein der USA der ganzen Welt Freiheit, Frieden und Wohlstand bescherten.
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Bush schließt Militärschlag gegen Iran nicht aus
Washington (dpa) - US-Präsident George W. Bush schließt einen Militärschlag gegen Iran nicht aus, falls Teheran nicht umfassend über sein Atomprogramms Auskunft gibt. «Ich werde niemals irgendeine Option vom Tisch nehmen», sagte er.
Bush sagte in einem am Montag veröffentlichten Interview des US-Senders NBC, er hofft auf eine diplomatische Lösung des Atomstreits mit Iran, schließe jedoch auch niemals eine andere Option aus. Der Interviewer hatte den Präsidenten gefragt, ob er sich gegen eine militärische Aktion gegen Iran ausspreche, wenn Teheran die internationale Gemeinschaft weiterhin über die Existenz eines Atomwaffenprogramms im Unklaren lasse.
Bush betonte in Anspielung auf die Bewertung des irakischen Gefahrenpotenzials vor dem Sturz Saddam Husseins und den deshalb begonnenen Irakkrieg, in letzter Konsequenz würde er zum Schutz seiner Landsleute erneut militärische Macht einsetzen. Er hoffe, dass dies aber nicht nötig sein werde.
Die US-Regierung hatte am Montag einen Bericht der Zeitschrift «New Yorker» zuurückgewiesen, nach dem geheime US-Kommandos in den vergangenen Monaten mögliche Angriffsziele in Iran ausgespäht hätten. Bush habe die Vorbereitung für neue Kriege angeordnet, berichtete der US-Starreporter Seymour Hersh in der am Montag erschienenen Ausgabe der angesehenen Zeitschrift. Laut US-Regierung ist der Bericht voll mit «erfundenen Behauptungen». Den Vorwurf, US-Kommandos hätten in Iran operiert, dementierte sie nicht ausdrücklich. Irans Verteidigungsminister Ali Schamchani meinte, die USA würden es nicht wagen, sein Land anzugreifen.
Bush habe die Kontrolle über die US-Geheimdienste und das Verteidigungsministerium übernommen und verfolge mit ihrer Hilfe ein «aggressives und ehrgeiziges Programm gegen Iran und gegen Ziele im Krieg gegen den Terrorismus», so Hersh. US-Spezialeinheiten hätten versucht, rund drei Dutzend chemische und nukleare Anlagen sowie Raketenabschussbasen in Iran auszuforschen. «Die US-Regierung will verhindern, dass es in Iran noch einmal eine solche Fehleinschätzung von Massenvernichtungswaffen gibt wie im Irak», sagte er CNN.
Der Journalist, der 2004 mit als erster den Skandal um Gefangenenmisshandlung im irakischen Militärgefängnis Abu Ghoreib aufgedeckt hatte, berief sich bei seinen Angaben auf einen dem Pentagon nahe stehenden Berater. Seit Sommer 2004 stießen US-Teams über die pakistanische Grenze nach Iran vor. Absicht sei es, Ziele für ein mögliches Bombardement zu suchen, um «so viel militärische Infrastruktur wie möglich zu zerstören».
US-Präsidentenberater Dan Bartlett meinte in einem CNN-Interview, der Beitrag von Hersh sei «voller Ungenauigkeiten». Er bezweifle, dass die von Hersh gezogenen Schlüsse auf Tatsachen basierten. «Natürlich sehen wir Iran mit Sorge», sagte Bartlett. Die USA setzten aber auch in der Frage des umstrittenen iranischen Atomprogramms auf Diplomatie sowie die Anstrengungen der Europäer und die Internationale Atomenergiebehörde. Militärisches Vorgehen der USA könne man allerdings nicht grundsätzlich ausschließen