Ich finde das Lineup wird von vielen schlechter gemacht, als es wirklich ist. Klar, das Festival hat seine Schwächen, aber der ein oder andere hat sich so darauf eingeschossen, dass die neutrale Beurteilung darunter leidet.
Das Southside war ja schon immer ein Festival, wo viel "Indie" gelaufen ist, vervollständigt mit einigen Acts aus dem Pool der massentauglicheren Rockmusik.
Richtig ist, dass in diesem massentauglichen Bereich die historisch gesehen größeren Bands durch die vermeintlich günstigeren Alternativen wie Macklemore, Casper, Fettes Brot, Kraftklub, etc. ersetzt wurden. Das ist dahingehend als schwach einzustufen, dass a) FKP sich wohl Geld spart und b) der geneigte Festival-/Konzertbesucher die meisten der Bands schon häufig gesehen haben dürfte. Der Punkt gilt aber nur teilweise, denn Die Ärzte, Beatsteaks oder Billy Talent waren ja mindestens genau so oft überall zu sehen. Letztlich macht jedoch dieser Punkt eben bei objektiver Beurteilung eh nur einen Teil des Southside aus.
Im Indie-Pop Bereich stehen da nämlich einige Namen im Lineup, die nicht an jeder Tankstelle auftreten. Arcade Fire waren 2007 & 2011 schon auf dem Southside, kommen aber mit neuem Album und waren sonst auch nicht großartig in Deutschland auf Konzerten oder gar Festivals zu sehen. Die Black Keys waren z.B. noch gar nicht auf SoSi oder RiP. Klar, eine Hand voll Festivals im deutschen Umfeld haben sie auch schon gespielt, aber für das heutige festivalfokussierte Musikbusiness ist das gar nichts. Franz Ferdinand waren, obwohl sie gefühlt schon ewig im Indiebusiness große Namen sind, auch nur 2004 & 2009 auf dem Sosi und 2006 auf RiP. Die sind also in puncto Exklusivität auf einem Level mit Muse, die ja von vielen als Head gefordert werden. Lykke Li war 2011 mit ihrem letzten Album da, hat dann 2012 noch 4 oder 5 Konzerte gespielt und hat seitdem komplett nur noch Filme gedreht, am neuen Album gearbeitet, etc. Die war also zwei Jahre komplett nicht mehr zu sehen, bzw. drei Jahre nicht mehr auf großer Tour. James Blake (ich frage mich bei dem ein oder anderen Kommentar, ob den nicht Leute mit James Blunt verwechseln?
) hat bisher nur bei den kleineren Dingern wie Melt oder Dockville (als Headliner übrigens!) gespielt, d.h. für die großen Festivals auch ein bisher exklusives Booking. Angus & Julia Stone haben laut last.fm seit 2011 nicht mehr zusammen live gespielt, weil sie ja jeweils solo unterwegs waren. Zudem sind sie als Australier auch nicht die klassischen Stammgäste in Deutschland. Lily Allen war 2009 nur 1x auf dem Southside bisher, da kam auch ihr letztes Album und auch sonst war sie glaub ich nicht wirklich in Deutschland auf Tour. Jetzt kommt sie ebenfalls mit neuem Material (welches mir persönlich nicht gefällt, weil's jetzt einfach zu sehr Popmusik ist, aber egal, soll ja um eine neutrale Bewertung gehen) und die Vorabsingle war in Deutschland bereits Platz 2 der Charts. Scheint also schon anzukommen und Allen geht dann als der Popact durch, der ja immer mal beim Sosi auftaucht. Weitere Acts, die eben nicht überall aufgetreten sind, bzw. noch nie auf dem Southside (oder RiP) zu sehen waren, sind dann z.B. noch Metronomy, Chvrches, London Grammar, Polica, Tom Odell, George Ezra, The 1975, ... Die sind jetzt auch nicht ganz beliebig gewählt und einfach nur "kleine Acts". Tom Odell, Chvrches (jeweils 2013) und George Ezra (2014) sind z.B. erst kürzlich auf der immens wichtigen "BBC Sound of..." Liste der Newcomer des Jahres zu finden gewesen. Aus neutraler, fachlicher Sicht (so wie hier einige versuchen das Lineup zu bewerten) sind das also gute Bookings.
Bands, die nicht ständig auf RaR/RiP anzutreffen sind und und nicht jedes Jahr unterwegs sind. In den letzten Jahren wären da zum Beispiel: Portishead, Sigur Ros, The Stone Roses, The Cure, New Order, Suede, Massive Attack, Kraftwerk, Nick Cave, (Nine Inch Nails), Radiohead.
Mindestens zwei davon waren jeweils jedes Jahr zugegen, bisher würde ich in der Größenordnung keine diesjährige Band dazu zählen.
Pixies (Sosi: 2004 & 2009; RiP: - )
Interpol (Sosi: 2003 & 2007; RiP: 2011)
The Black Keys (Sosi: - ; RiP: - )
Das wären drei Stück, die auf dem gleichen Level spielen.
Auf der Stufe darunter kommen dann eben noch Acts wie Lykke Li, James Blake oder Lily Allen, die auch für heutige Verhältnisse einigermaßen selten zu sehen gewesen sind in den letzten Jahren.