Das Problem ist weder eine rechte, noch eine linke Meinung. Das Problem sind unzulässige Vereinfachungen einer komplexen Welt. Und genau die Extreme des politischen Spektrums neigen stark zu diesen Vereinfachungen. Denn ohne diese Vereinfachungen kann man halt keine Parole klopfen. Und sei nun die Vereinfachung "die Ausländer" oder "die Autofahrer" oder "die Hausfrauen".
Es spielt keine Rolle. Das Muster ist dasselbe: Man nehme einen gängigen Stereotyp und projiziere diesen auf eine eigentlich in sich heterogene Gruppe und violà: Man hat eine parolentaugliche homogene Gruppe. Und dann kann man das natürlich noch steigern, die Stereotypen verstärken oder abschwächen, ganz nach belieben.
Jetzt gibt's etwas dummes, wie man auf so eine unzulässige Vereinfachung reagieren kann: In dem man selber vereinfacht.
Ich mach das konkrete Beispiel: AfD vereinfacht - wie btw. jede Partei da draussen - ihre Parolen, in dem Sie der EU die Schuld für alles in die Schuhe schiebt. Die Gegner der AfD machen genau dasselbe: Sie bezeichnen alle AfD-Wähler für dumm.
Und so dreht sich die Welt im Kreis und man beschimpft sich gegenseitig. Wenn man verstehen will, warum 7% die AfD wählen gegangen sind, dann muss man sich halt die Zeit nehmen und die Ängste, Sorgen und Beweggründe derjenigen Wähler zu verstehen. Und man wird sehr schnell realisieren, dass sich diese als sehr vielschichtig herausstellen werden. Der Einte ist vielleicht Wütend, weil er seine Stelle verloren hat und schiebt das einem Ausländer in die Schuhe. Der Andere ist vielleicht enttäuscht von seiner "Heimat-Partei" und wählt die AfD aus Protest. Ein anderer ist der total gesellschaftsliberale Typ, findet aber gerade daher die EU eine dumme Idee etc. etc.
Was ich sagen will: Erst wenn man sich die Zeit nimmt und die Argumente hört und zu verstehen versucht - was nicht heisst, dass man sie gut finden muss -, erst dann kann ein gesunder politischer Dialog entstehen. Und alles andere nenn ich einfach Parolen schimpfen.
Und als Denksportaufgabe: Ich bin Schweizer und habe eine grundliberale Einstellung, sowohl politisch als auch zur Gesellschaft. Gerade deswegen halte ich die EU für ein schlechtes Konstrukt, wenn ich auch grosser Fan von den Vorgängern wie EWR und EG bin. Wenn ich jetzt in Deutschland wählen könnte, welche Partei hätte ich wählen sollen?